17. Internationales Netzwerktreffen der Koordinations- und Interventionsstellen gegen Häusliche Gewalt

50 Teilnehmende aus 3 Ländern am Netzwerktreffen in St.Gallen

Unter dem Titel: «Schritte tun…. Strategien zur Verbesserung der Interventionspraxis», trafen sich vom 7.-9. Mai 2012 50 Teilnehmende aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zum 17. deutschsprachigen Ländertreffen der Koordinations- und Interventionsstellen gegen Häusliche Gewalt. Das Treffen findet jährlich abwechselnd in einem der drei Länder statt. Dieses Jahr das erste Mal in St.Gallen in der Schweiz. 

Herr Stadtrat Cozzio, Vorsteher der Direktion Soziales und Sicherheit der Stadt St.Gallen hiess zu Beginn des Treffens die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der drei Länder  willkommen. Er erwähnte die Anfänge der Gesetzgebung gegen Häusliche Gewalt, die Einführung von Wegweisung und Rückkehrverbot im Kanton St.Gallen, die damals in der Rechtskommission des Kantonsrats zu längeren Diskussionen führten. 

Bedrohungsmanagement

Für den ersten Abend lud das Sicherheits- und Justizdepartement Fachpersonen aus dem Bodenseeraum, die sich an den Runden Tischen zu häuslicher Gewalt engagieren zur Feierabendveranstaltung ein. James Rowlands aus England gab den 94 Teilnehmenden «Eine Einführung in Multi-Institutionelle Risiko-konferenzen (MARACs) – Risikoidentifikation, Prozess und Auswirkung auf die Sicherheit von Opfern». Die Diskussion ist in der Schweiz aktuell, nehmen doch die Tötungsdelikte bei häuslicher Gewalt von Jahr zu Jahr zu (2009: 25, 2010: 26, 2011: 28).

Differenzierung statt Pauschalisierung: Gewaltdynamik bei Häuslicher Gewalt

Der Dienstag stand ganz im Zeichen der verschiedenen Gewaltdynamiken, die bei häuslicher Gewalt vorkommen. Seit die Gesetze in den drei Ländern spezielle polizeiliche Massnahmen bei Häuslicher Gewalt vorsehen, wurden verschiedene Studien durchgeführt und die Praxis von Polizei und Beratungsstellen evaluiert. Dabei zeigte sich, dass die Gewaltdynamik sehr verschieden sein kann. Vom gewalttätigen Mann, der seine Frau über Macht und Kontrollverhalten drangsaliert und dies mit schweren Gewalttaten und Drohungen durchsetzt über einseitige Gewalt, die situativ in Konflikten entsteht bis hin zu gegenseitigen Gewalthandlungen auf gleicher Ebene, oder Gewalthandlungen in Kombination mit Drogen- oder Alkoholmissbrauch gibt es viele Zwischenformen. Die vier Referate und anschliessenden Workshops waren dieser Differenzierung gewidmet und der Frage, was in welchem Fall die richtigen Interventionen der Beratungsstellen sein können.

Schritte zur Ratifizierung der Europaratskonvention

Die Referentin des Themas «Gewalt gegen Frauen» des Europarats, Johanna Nelles, gab am Mittwochmorgen einen Überblick über das Übereinkommen des Europaratszur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt. Danach wurden die Schritte besprochen, die in den einzelnen Ländern noch fehlen, damit dieses Übereinkommen ratifiziert wird.

Quelle: Miriam Reber, Koordinationsstelle Häusliche Gewalt, Kanton St.Gallen, Sicherheits- und Justizdepartement