Alarmierende Zahlen zu Gewalt gegen Frauen mit Behinderung

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend legt Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderung und Beeinträchtigung in Deutschland" vor

Auf der Fachtagung "Nein zu Gewalt gegen Frauen mit Behinderung in Einrichtungen" am 22. November in Berlin wurden Ergebnisse der Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderung und Beeinträchtigung in Deutschland" der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Tage vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November gibt es durch die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie erstmalig repräsentative Daten über Umfang und Ausmaß von Gewalt bei einer bisher wenig beachteten Gruppe.

Mit der Studie konnten erstmals repräsentative Daten zu Lebenssituation, Belastungen, Diskriminierungen und Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderungen erfasst werden. Die Befragung umfasste insgesamt 1.561 Frauen im Alter von 16 bis 65 Jahren, die in Haushalten und in Einrichtungen leben und starke, dauerhafte Beeinträchtigungen und Behinderungen haben.

Wesentliche Ergebnisse sind:

Frauen mit Behinderungen haben ein stark erhöhtes Risiko Opfer von Gewalt zu werden: Mit 58 bis 75 Prozent haben fast doppelt so viele Frauen im Erwachsenenalter körperliche Gewalt erlebt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt (mit 35 Prozent).

Von sexueller Gewalt im Erwachsenenleben waren die Frauen der Befragung etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt (21 bis 44 Prozent versus 13 Prozent).

Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend tragen maßgeblich zu späteren gesundheitlichen und psychischen Belastungen im Lebensverlauf bei: Sexuelle Übergriffe in Kindheit und Jugend durch Erwachsene gaben 20 bis 34 Prozent der befragten Frauen. Sie waren damit etwa zwei- bis dreimal häufiger davon betroffen als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt (zehn Prozent).

Psychische Gewalt und psychisch verletzende Handlungen in Kindheit und Jugend durch Eltern haben etwa 50 bis 60 Prozent der befragten Frauen erlebt (im Vergleich zu 36 Prozent der Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt).

"Die Studie macht deutlich, dass Frauen mit Behinderungen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt besonders stark ausgesetzt sind und vielfältige Formen von Diskriminierung und Gewalt erleiden müssen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Kues. "Wir müssen diesen Frauen deshalb besonderen Schutz und besondere Unterstützung geben."

Anfang 2012 wird die Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderung und Beeinträchtigung in Deutschland" vollständig veröffentlicht.

Die Kurzfassung der Studie mit den zentralen Ergebnissen kann als PDF unter <link http: www.uni-bielefeld.de iff for zentrale_ergebnisse_kurzfassung.pdf>www.uni-bielefeld.de/IFF/for/zentrale_ergebnisse_kurzfassung.pdf heruntergeladen werden.

Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Bielefeld.
(Quelle: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=175562.html [24.11.2011])