Kostenstudie zum Hilfesystem für Betroffene von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt

Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(31.10.2023 | Abschlussbericht Kostenstudie Hilfesystem)

Kostenstudie Kurzzusammenfassung

Die lang erwartete Studie zu den Kosten und Finanzierungsformen des Gewalt-Hilfesystems ist endlich veröffentlicht. Über 154 Seiten wird sehr gründlich zur Ist-Situation und zu möglichen Soll-Szenarien zu den Kosten der Unterstützung Betroffener von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgeführt.

Beleuchtet wird die Ausgangslage unter Bezugnahme auf verschiedene Studien, die Polizeiliche Kriminalstatistik (Partnerschaftsgewalt) und die Istanbul-Konvention (einschließlich Erwägungsgründe und GREVIO-Bericht). Betrachtet wird das Hilfesystem bezogen auf Frauenhäuser, Schutzwohnungen, Fachberatungsstellen, Interventionsstellen sowie Sofort-/Notaufnahmestellen zzgl. auf bestimmte Gewaltformen spezialisierte Fachberatungsstellen, Frauennotrufe und Hilfetelefone. Ebenso werden Unterstützungseinrichtungen für Männer einbezogen. Anlaufstellen von LSBTIQ* waren nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.

Für die Studie wurden insgesamt 1.129 Einrichtungen kontaktiert, von denen 728 rückgemeldet haben. Die Rücklaufquote betrug damit insgesamt 76 Prozent.

Im Ergebnis ermittelt die Studie einen auf das Jahr 2022 bezogenen Kostenfaktor-Ist-Wert von 270,5 Millionen € für das Hilfesystem insgesamt; davon 146,8 Millionen € für Schutzeinrichtungen für Frauen, 98,3 Millionen € für Fachberatungsstellen für Frauen, 23,2 Millionen € für Interventionsstellen für Frauen und 2,2 Millionen € für Schutz- und Beratungseinrichtungen für Männer.

Ausgehend von den Soll-Werten, die sich aus den Vorgaben der Istanbul-Konvention, den Qualitätsparametern der Fachverbände und den eigenen Einschätzungen der Fachpraxis ergeben, liefert die Studie mehrere Szenarien:

Szenario 1 (Berücksichtigung von Empfehlungen der Verbände unter Einbeziehung der Vorgaben der Istanbul-Konvention): Gesamtkosten Hilfesystem insgesamt 1.646,05 Mio. €, davon Schutzeinrichtungen 683,86 Mio. €, Fachberatungsstellen 879,30 Mio. € und Interventionsstellen 82,89 Mio. €.

Szenario 2 (Berücksichtigung des gemeldeten Mehrbedarfs der im Rahmen der Studie befragten Einrichtungen): Gesamtkosten Hilfesystem 672,88 Mio. €, davon Schutzeinrichtungen 349,25 Mio. €, Fachberatungsstellen 259,78 Mio. € und Interventionsstellen 63,85 Mio. €

Die Szenarien für Männerschutzeinrichtungen bewegen sich zwischen 13.812.725 € und 16.630.705 €, basieren aber auf abweichenden Berechnungsfaktoren.

Die Diskrepanz zwischen „Eigeneinschätzung“ und qualitativen Anforderungen (der Wert ist 2,4-fach höher) bedarf der Erläuterung bzw. der kritischen Betrachtung des Studiendesigns. FHK geht jedenfalls davon aus, dass der höhere Wert die realistische Finanzierungshöhe beschreibt.

Neben diesen konkreten Zahlen werden weiterer Forschungsbedarf und offene Fragestellungen formuliert sowie Steckbriefe der Bundesländer zur Versorgungs- und Finanzierungssituation angehängt, eine wichtige Quelle für weitere Bestandsaufnahmen.

Die vollständige Kostenstudie finden Sie hier.