Gewalt in Partnerschaften und im sozialen Nahraum kann ganz unterschiedliche Formen annehmen ‒ doch meist entwickelt sie eine ähnliche Dynamik. In der Regel handelt es sich keineswegs um einzelne, isolierte Gewalttaten, eher kann von einer Gewaltspirale gesprochen werden. Diese verläuft in vier Phasen, die in immer kürzeren Abständen und mit zunehmender Intensität aufeinander folgen. Eine besondere Rolle spielen dabei Phasen der Versöhnung und der vermeintlichen Harmonie, die immer wieder die Hoffnung auf eine gewaltfreie gemeinsame Zukunft wecken.
Der typische Ablauf der Gewaltspirale:
Phase 1: Spannungsaufbau. Die Tatperson baut über einen längeren Zeitraum hinweg mit psychischer Gewalt eine belastende, angsterfüllte Atmosphäre auf. Die Betroffene handelt zunehmend unfrei. Sie richtet ihr eigenes Verhalten immer stärker darauf aus, keinen Anlass für Wutausbrüche oder Streit zu bieten und es dem Gegenüber „recht zu machen“. Eigene Bedürfnisse geraten dabei in den Hintergrund. Häufig macht sich die betroffene Frau selbst für die Situation verantwortlich: „Hätte ich nur (nicht)…“.
Phase 2: Ausbruch physischer Gewalt. Die langanhaltende psychische Gewalt gipfelt in einem kürzeren Ausbruch physischer Gewalt. In dieser Phase sind betroffene Frauen und ihre Kinder besonders gefährdet, körperlich schwer verletzt zu werden. Unmittelbar nach dem Gewaltakt überwinden sich Betroffene oft dazu, erste Schritte zum eigenen oder zum Schutz der Kinder zu gehen.
Phase 3: Ruhe, Reue, Zuwendung. Typischerweise bemüht sich die Tatperson im Anschluss an einen Gewaltausbruch um Aussöhnung und Beschwichtigung. Oftmals verhält sie sich dann besonders liebevoll, entschuldigt sich, zeigt Reue und versichert, dass es sich um einen Ausnahmefall gehandelt habe, der nicht wieder vorkommen werde. Bei vielen Betroffene löst dieses Verhalten die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation aus, sodass sie der Beziehung eine weitere Chance geben. Damit wird der Weg für die Fortführung der Gewaltspirale geebnet.
Phase 4: Abschieben der Verantwortung. Nach der versöhnlichen Honeymoon-Phase geht die Tatperson in der Regel dazu über, die Verantwortung für den Gewaltausbruch zu leugnen, sich zu rechtfertigen oder das Geschehene herabzuspielen. Eine Phase erneuter psychischer Manipulation beginnt.
Die Gewaltspirale beginnt wieder bei Phase 1.