Gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfrauenministerin Lisa Paus stellte das Bundeskriminalamt (BKA) am 11. Juli 2023 die Polizeiliche Statistik zu Partnerschaftsgewalt und innerfamiliärer Gewalt für das Berichtsjahr 2022 vor. Insgesamt wurden 240.547 Betroffene häuslicher Gewalt registriert, davon 157.818 im Kontext von Partnerschaftgewalt. Das entspricht einem Anstieg der Partnerschaftsgewalt um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 80 Prozent der Betroffenen sind weiblich.
Das sogenannte „Bundeslagebild Häusliche Gewalt“ ist eine Weiterentwicklung der seit 2015 jährlich vom BKA bereitgestellten Kriminalstatistischen Auswertung Partnerschaftsgewalt. Anders als in den Vorjahren erfasst das Lagebild neben Partnerschaftsgewalt ab sofort auch andere Delikte innerfamiliärer Gewalt, beispielsweise Gewalt gegen Kinder, Geschwister und Eltern. Auf diese Delikte innerfamiliärer Gewalt entfallen 34,4 Prozent (82.729) der verzeichneten Fälle.
1/6 aller in der polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Opfer sind Betroffene von Gewalt in Partnerschaften (157.818). In den häufigsten Fällen (59,3 %) geht es dabei um vorsätzliche einfache Körperverletzung, bei 24,2% umd Bedrohung, Stalking, Nötigung und in jedem zehnten Fall um gefährliche Körperverletzung. 2,5 % entfielen auf Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexuelle Übergriffe.133 Frauen wurden durch ihren (Ex-)Partner getötet, wobei insgesamt 312 Totungsversuche an Frauen verzeichnet wurden.
Etwa die Häfte der Betroffene lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter in einem gemeinsamen Haushalt. Betroffene sind zu einer großen Mehrheit (über 80 %) weiblich, Tatverdächtige zu rund 78 % männlich. Fast zwei Drittel der männlichen Tatverdächtigen war bereits vorher polizeilich in Erscheinung getreten. Zugenommen haben zudem die Verstöße gegen §4 Gewaltschutzgesetz.
Das Bundeslagebild erfasst ausschließlich polizeilich registrierte Fälle häuslicher Gewalt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass bei einem erheblichen Anteil keine Polizei hinzugezogen wird. Mit der Veröffentlichung des Bundeslagebilds kündigten BMFSFJ, BMI und BKA daher zudem den Start der Dunkelfeldstudie „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag“ (LeSuBiA) an.
In der deutschlandweiten Untersuchung sollen daher rund 22.000 Menschen zu ihrer aktuellen Lebenssituation, Sicherheit und zu Belastungen im Alltag befragt werden. erfasst werden sollen dabei insbesondere Gewalterfahrungen von Frauen und Männern in Partnerschaften, Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und digitaler Gewalt sowie mit Polizei, Medizin, Gerichten und Opferhilfeeinrichtungen. Erste Ergebnisse sollen 2025 vorliegen.
Die letzte vergleichbare Erhebung zum Dunkelfeldfand vor über 20 JAhren durch das BMFSFH statt. Zwanzig Jahre nach der letzten Opferbefragung des BMFSFJ liefert die Studie nicht nur aktuelle, repräsentative, bundesweite Daten zur Gewaltbelastung von Frauen, sondern erstmals auch von Männern. Mit der Durchführung von Zusatzstichproben werden zudem repräsentative Aussagen zur Gewaltbelastung in Partnerschaften, sexualisierter und digitaler Gewalt von Menschen mit Migrationshintergrund ermöglicht.
Das vollständige Bundeslagebild Häusliche Gewalt, Berichtsjahr 2022, ist hier abrufbar.